Es gibt das afrikanische Sprichwort: “Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen”. Ich möchte dieses Sprichwort unbedingt erweitern: “Es braucht auch ein Dorf, um lebendige Paarbeziehung zu leben!”

Liebesfilme enden meistens damit, dass sich ein Paar findet und alle glücklich sind. Die Illusion, dass dieser Honeymoon ewig wärt, ist sehr verlockend. Dabei beginnt die eigentliche Liebesbeziehung erst dann, wenn die Unterschiedlichkeiten beider Menschen deutlich werden und das Paar es schafft, mit ihren Differenzen in Verbindung zu bleiben. Dazu gehört die Fähigkeit, anzuerkennen, dass wir verschieden sind und aus unterschiedlichen Perspektiven auf die gleichen Dinge schauen. Als Paar können wir dieselbe Situation sehr anders wahrnehmen und interpretieren. Diese Tatsache führt in vielen Beziehungen zu nagenden Dauerkonflikten, Streit und Verletzungen. Sie verursachen oft über lange Zeiträume großes Leid, weil wir i.d.R. so sozialisiert sind, dass wir denken, wir müssten mit unseren Konflikten alleine zurecht kommen, und dass es niemanden etwas angeht, wenn bei uns “gerade dicke Luft ist”. Mit der Idee, dass Paarbeziehung so geht, kann es sich in einer Partner*innenschaft sehr einsam anfühlen. Dabei liegt es nahe, dass in jeder Paarbeziehung Konflikte und schwierigere Zeiten auftreten.

Ich unterstütze Sie als Paar einerseits darin, ihre Kommunikation zu verbessern. Mein Blick richtet sich jedoch vor allem auf die Dynamiken, die sich in Ihrer Paarbeziehung aufgrund ihrer biografischen Erfahrungen eingeschlichen haben. Niemand “hat Schuld” an einer Dynamik, die das Zusammensein schwer macht. Vielmehr entstehen Dynamiken zwangsläufig aufgrund unserer vorherigen Beziehungserfahrungen, als Kind und auch durch Vor-Beziehungen.

Je mehr wir uns der Dynamiken bewusst werden, um so leichter können wir unser eigenes Verhalten und das unserer/s Partner*in einordnen und verstehen. Wir lernen einen wertschätzenden Umgang mit den Ursachen der Dynamiken und einen selbstverantwortlichen Umgang mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen. Schönstenfalls entsteht sogar eine gemeinsame Neugier, sich selbst und sich gemeinsam noch tiefer auf die Spur zu kommen und dadurch eine tiefere Ebene von Liebesbeziehung zu erleben. Auch ist es möglich, längst eingeschlafene körperliche Nähe wiederzubeleben.

Um eine lebendige und konstruktive Konfliktkultur zu entwickeln, braucht es die Bereitschaft beider Partner*innen, sich bewusst Zeit füreinander zu nehmen, lernen zu wollen, sich zuzuhören und eine wertschätzende Grundhaltung zu sich selbst und füreinander zu entwickeln.

Wenn Sie beide diese Bereitschaft haben, melden Sie sich gerne!